2020-12-05: N a t u r s c h u t z    u n d    K l i m a s c h u t z
2020-12-05: P r o t e c t i o n    o f    n a t u r e    a n d    c l i m a t e

  1. Beitrag

    Das ganze Leben lang wohne ich in Großstädten. Die ursprüngliche, unberührte (rohe, wilde, schöne vielleicht aber auch unbarmherzige) Natur kenne ich nicht. Auf Reisen hatte ich Gelegenheiten, ländliche Gebiete (in West- und Süd- Europa) zu besuchen, die über Jahrhunderte von Menschen bis zur Unkenntlichkeit (um)gestaltet wurden: Kulturlandschaften. Mich berühren solche Landschaften. Auch wegen der Geschichten, die sie erzählen. Vor allem, das mühsame Ringen unserer Vorfahren um karge Lebensgrundlagen. Die Menschen waren selten und klein. Die Natur dagegen groß, mächtig, launig - wie ein Gott im Olymp.

    Dann wurde die industrielle Revolution vor ca. 300 Jahren in Westeuropa geboren. Mittlerweile hat sie (fast) die ganze Menschheit erreicht und wirkt auf die ganze Erde mit einer solchen Wucht, dass alle Zivilisationen außerhalb Europa bis in ihre Grundlagen erschüttert wurden. Seitdem beschleunigt sich der technologische Fortschritt unaufhaltsam. Er verursacht unvorstellbare Umwälzungen.

    Vieles Gutes haben wir der unglaublichen Vermehrung von Wissen und Technik seit Beginn der Neuzeit in Europa zu verdanken. Dieses Erbe dürfen wir nicht verspielen.

    Die Medaille hat aber auch eine Kehrseite. Das Verhältnis zur Natur hat sich vollständig umgedreht: Natürliche Gleichgewichte, die Jahrtausende lang als unverrückbar galten, entpuppen sich heute als zerbrechlich. Der "Homo Technicus" muss innerhalb kurzer Zeit seine über Jahrhunderte tradierten Handlungsweisen überdenken. Manche gefährliche Vorstellungen müssen über Bord geworfen werden - z.B. dass die "Schöpfung" den Menschen zu Dienst verpflichtet ist. Noch mehr Wissen und Technik werden erforderlich sein, um das gewaltige Zerstörungspotential des technischen Arsenals unter Kontrolle zu behalten. Wissen und Weisheiten auch aus der Philosophie, Soziologie, Psychologie, Politik. Die erworbene Macht erfordert, mehr denn je, Bescheidenheit, Nüchternheit und auch eine klare Vorstellung dessen, was wichtig ist. Was zählt denn?

    Die Erde und ihre Natur sind die Grundlage dessen, was alle terrestrischen Lebewesen sind und überhaupt sein können vgl. auch Gaia.
    Unvernünftig und sogar töricht sind daher die Ausbeutungszüge der Gattung Homo Sapiens Sapiens (zutreffend benannt?), deren zerstörerische Auswirkungen, auch im geologischen Maßstab, ihresgleichen suchen. Um nur einige besorgniserregende Entwicklungen zu nennen:

    Klimaerwärmung

    2°C bis 5°C innerhalb des laufenden Jahrhunderts sind je nach Szenarien prognostiziert. Die größte Gefahr - auch für die menschliche Zivilisation - kommt nicht von einer Variation des Klimas selbst, die seit Jahrmillionen fortwährend stattfindet, sondern in erster Linie vom unglaublichen Tempo des Geschehens.

    Massenaussterben 6

    Sie findet jetzt, fast völlig von den Medien ignoriert, statt. Das Massenaussterben am Ende der Kreidezeit, das zum Aussterben der Dinosaurier führte (nicht einmal das verheerendste der Erdgeschichte) wird in Populärwissenschaft oft rezipiert. Will der Moderne Mensch solche Spuren wie die K-P-Grenze in den Sedimentschichten hinterlassen? Ist er überhaupt dazu berechtigt, die Verantwortung für eine solche Katastrophe zu übernehmen?

    Es gibt Menschen, die diese bedrohlichen Entwicklungen leugnen, obwohl die Experten umfangreiche Beobachtungen anstellten, aufwändige wissenschaftliche Berechnungen durchführten und übereintimmende Ergebnisse geliefert haben. Motivationen dafür gibt es viele. Eigene Befindlichkeiten: Angst, Bequemlichkeit, Argwohn bis hin zur offenen Paranoia gegen den komplexen Diskurs der Eliten - darunter auch die Wissenschaftler. Schwerwiegender dürfte aber die Verteidigung von kurzfristigen wirtschaftlichen Interessen sein, die an Unzurechnungsfähigkeit gegenüber den kommenden Generationen grenzt.

    Die freie Meinung von besorgten Bürgern vermag (leichtsinnige) Politiker zu beeindrucken. Natürliche Prozesse in Ökosystemen wird sie jedoch nicht beeinflussen: Naturgesetze leiten ihre Gültigkeit nicht vom Mehrheitsprinzip ab. Noch werden sie von Gottheiten bzw. Dämonen je nach Laune (zugunsten der Anhängerschaft) angepasst.

    Unter diesen traurigen Umständen fällt es mir schwer von Liebe zur Natur zu sprechen. Mir scheint solche Rhetorik unpassend und sogar lächerlich. Und doch möchte ich meinen unmittelbaren und tiefen Respekt für die Erde und die Gemeinschaft aller Lebewesen (sentientes) bekunden.
    Ich bin davon überzeugt, dass viele Menschen - sogar die Mehrheit der Mitbürger - diesen Standpunkt mittragen. Vielleicht schaffen sie es gemeinsam, sanften Druck auf alle Ebenen des gesellschaftlichen Lebens auszuüben, um noch einen Teil davon zu retten, was auf dem Spiel steht.

    Verbundenheit fühle ich insbesondere mit Bäumen - diesen majestätischen Wesen. Dafür, dass sie an einem Ort fest gefangen stehen, können Einige von ihnen unvorstellbare Zeitspannen überstehen: Die ältesten Bäume der Gegenwart lebten schon, als die Pyramiden in Ägypten noch nicht gebaut waren.

    Aber auch die zerbrechliche und vergängliche Schönheit einer Blume berührt zutiefst. Oder auch der Sonnen- Untergang und Aufgang sind Anlass für spektakuläre Lichtspiele - insbesondere auf Wasserflächen.

    Überall ist Schönheit zu entdecken für Augen, die scharf genug sehen können (bzw. es gelernt haben).